Wieder einmal. Männergrippe. Voll erwischt. Am ersten Weihnachtstag ging es mit einem leichten Hüsteln los. Aus der Nase rann gelber Schnodder. Der Gang zum Bierkasten in der Küche wurde leicht schwankend. Was dann aber nicht am Bier lag. Die Schläfen klopften und der Blick wurde Stunde um Stunde trüber. Und nein, ich bin nicht gegen Corona geimpft worden. Ich konnte entwischen. Egal. Das ist der dreckige Schnee von gestern. Eine Erkältung kann jedes Immunsystem übertölpeln. Auch das ungeimpfte. Klar doch.
Den 2. Weihnachtstag habe ich dann im Bett verbracht. Eigentlich eine nette Sache. Wenn der Mann ausreichend Luft durch die verschleimte Lunge bekommt. Wenn er nicht bei jeden Hustenanfall glaubt, dass die Brust von tausend Nadeln durchstochen wird und der nächste Atemzug der letzte sei. Und und und … ich sag ja, ... "Männergrippe". Wenn die einen erwischt, bei mir ist das so alle fünf Jahre, nun, dann ist Mann immer kurz vorm ... na ja, sie wissen schon.
Der Jahreswechsel dann war, wieder einmal weil krankheitsbedingt doch ein ruhiger. Schon vor acht (am Abend) lag ich in einem, fieberbedingt wirren Traum, in dem ich als deutscher Außenminister, Cowboyboots in weißen Jeans tragend und grell geschminkt feministische Außenpolitik in Syrien zu vertreten hatte. Kurz nach Mitternacht wurde ich dann von lauten Geböller und hellen Blitzgewitter aus meinem Albtraum erweckt. Ein kurzer Blick aus dem Fenster. Die Nachbarn waren hörbar gesund. Zündelten auf der anderen Seite der Straße, was der Baumarkt in den letzten Tagen des alten Jahres an Sprengkraft im Angebot hatte.
Ein weiterer Blick aus dem Fenster im 1. Stock unseres Mietshauses. Mein trüber Mitternachtsblick, ich lebe am Rande vom Nirgendwo auf einem kleinen Bergdörfchen blinzelt, leicht wie Fieber bedingt, über weite Felder in die kahle, baumlose Weite hinab. Links im Blick böllert Braunschweig. In der Mitte knallt Salzgitter und rechts davon erstrahlt Wolfenbüttel im Raketenwahn. Meine Güte muss es den Leuten noch gut gehen, dass sie für ein derartiges Silvesterspektakel noch das Geld zum Verpuffen übrig haben. Aufbringen.
Unsereins kann sich nicht einmal mehr das Glas Rollmöpse zum Katerfrühstück am nächsten Tag gönnen und dann muss ich mir da unten im Tal eine derartige Geldverpuffung ansehen? Nein. Das muss ich nicht.
"Da lege ich mich doch lieber hin. Denn so hat alles keinen Sinn." sang einst in den frühen achtzigern die Berliner Combo IDEAL. Das war vor mehr als vierzig Jahren. Heute, 2025 gibt es in einer 250.000 Einwohnerstadt keine anständigen Clubs oder Kneipen mehr. Läden, in denen man den Frust wegsaufen kann. Selbst Dorfkneipen gibt es kaum noch welche. Alles weg. Alles kaputt. Pleite. Abgeschafft. Weggeschafft. Dafür gibt es NETXLIX und AMAZON und 616 Kanäle des bunten Vergessens.
Ein letzter Blick auf die tausend Raketen des Jahreswechsels draußen vor dem Zimmerfenster. Dann legte ich mich wieder hin. Kissen über den Kopf und ab dafür. Versuchte davon zu träumen, dass im neuen Jahr vielleicht irgendetwas dann doch besser wird. Ein kleines bisschen bitte nur.
Euch allen ein gutes, gesundes neues Jahr ohne Krieg und Sorgen. Wäre das nicht schön.
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Fotobild: @toddn
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