Neulich, an einem nebligen Vormittag beim Einkauf im Discounter. Kalt war es und keine Sonne am deutschen Himmel zu sehen.
Ich rolle mit einem spärlich gefüllten Einkaufswagen Richtung Kasse. Meine Einkäufe sind im Preis heruntergesetzt. So wie man sich als Mensch heute fühlt. Vom billigsten. Nicht, weil ich Geiz geil finde. Das monatliche Restgeld war wieder und in der zweiten Monatswoche fast aufgebraucht. Der Griff in die Kiste für den halben Preis daher bitter und nötig. Doch tut dies nicht zur Sache.
Kommen wir daher ans Eingemachte. Ich stelle mich also in der Warteschlange an. Vor mir vielleicht vier, fünf andere Kunden. Ein Blick auf ihre Einkäufe sagt mir, na, besser geht es denen auch nicht. Auf ihren Waren, wie auf den meinen, 30 und 50 % rot leuchtende Reduzierungsaufkleber erkennbar. Da die Ware minderwertig oder schon morgen ungenießbar ist. Wieder frage ich mich, was machen die eigentlich mit den wohlschmeckenden, den guten, frischen Waren. Die doch immer weniger Menschen sich leisten können und daher überflüssig in den Regalen vor sich hin gammeln. Was passiert mit den guten, den leckeren Sachen heutzutage. Gehen die an die Tafel oder auf die Müllkippe?
Früher habe ich mir zum Frühstück gern einmal eine Packung Lachs gegönnt. Auch Brötchen. Doch früher haben 150 Gramm Lachs nicht 5,90 Euro gekostet und das bessere Brötchen vom Bäcker auch nicht, jetzt mal umgerechnet, an die 2 DM. Früher einmal, ich erinnere mich gut, hat eine Tüte wirklich leckerer Brötchen 1 Mark gekostet. In den 80s noch. Und in einer Tüte waren fünf, noch warme, wohlriechende Brötchen.
Diese Gedanken gehen mir durch den Kopf, während ich mich Meter auf Meter an die Kasse ran rolle. Dann bin ich an der Reihe. Ich lege meine Siebensachen auf das Band und ahne, was ich gleich, als Erstes wieder gefragt werde. Und. Ahnen sie es auch schon?
"Haben sie schon unsere NETTO-App"?
"Nein. Habe ich nicht."
"Wollen Sie unsere NETTO APP haben?"
"Nein. Ich will die NETTO-App nicht haben!"
"Aber Sie können dann unsere Vorteile genießen."
"Ich möchte aber keine Vorteile genießen. Ach, übrigens. Ich besitze gar kein Smartphone. Kann also eine NETTO-App nicht installieren."
"Ach?" ... Die Kassiererin ist irritiert. Kurze Pause. Dann: "Sie haben kein Smartphone?"
"Nein. Ich habe kein Smartphone. Traue den Dingern nicht. Und einer App, von wem auch immer, mal gar nicht."
"Ach!" ... Pause.
Hinter mir beginnen wartende Kunden unruhig zu werden. Sie scharren mit den Hufen. Der gleich hinter mir verdreht die Augen. Mach schon Alter scheinen seine Gedanken auszusprechen. Ich versuche irgendwie aus der App-Nummer herauszukommen.
"Schauen sie. Jedes Mal, sie kennen mich doch als Stammkunde, fragen sie mich nach dieser App. Jedes mal wieder sage ich ihnen, ich bin nicht interessiert. Und ja, ich weiß, sie sind angewiesen mich nach dieser App zu fragen. Aber können sie bei mir, der nicht einmal ein Smartphone besitzt, nicht eine Ausnahme machen?"
"Nein. Das darf ich nicht. Ich muss Sie das fragen."
In diesem Moment fühle ich einen Einkaufswagen an meiner rückwärtigen Seite. Ich drehe mich um und sehe in beeindruckende Augenpaare hinter mir wartender Kunden. Ich versuche diese, für mich unangenehm gewordene Situation schnell zu beenden.
"Ich fühle mich aber jedes Mal, wenn sie mich nach der NETTO-APP fragen schon ein klein wenig genötigt."
Die Kassiererin schien beleidigt. Schaute mich jetzt fast streng an und antwortete dann schnippisch: "Ich werde sie das so oft fragen, bis sie die App annehmen. Und wenn sie sich deshalb genötigt fühlen, kaufen sie doch woanders ein."
Ich packte meine Siebensachen in den Korb, zahlte und ging.
Beim nächsten Einkauf werde ich auf die Frage, ob ich die NETTO APP besitze, eine selbst gestaltete Informationskarte an die Kassiererin übergeben. Um mir die, immer und immer und immer wieder gleiche Antwort zu sparen. Ein ausgesprochenes NEIN, wird hier nicht akzeptiert.
Auf meiner Antwortkarte wird zu lesen sein:
NEIN!
ICH BESITZE KEINE NETTO APP!
UND ICH WILL AUCH KEINE HABEN!
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