Putin und das Multiversum – Noch eine Kippe und ein Bier

Zwischen Kaffeetasse eins und Kaffeetasse zwei habe ich mir heute Morgen zwischen halb sieben und halb neun im warmen Bett lümmelnd eine Übersetzung des Putin-Interviews angehört.

Doch was soll ich zu diesem Interview Neues sagen? Die Antworten von Herr Putin waren alte Hüte. Für mich und diejenigen, die es ähnlich sehen. Für alle anderen wird, was der russische Präsident Putin dem ehemaligen FOX-Moderator und Journalisten Tucker Carlson antwortete, die dreckigste Form der Lüge sein und Putins Einwände und Erklärungen zu durchaus interessanten Fragen nichts als diabolisches Gestammel darstellen.

Diese Menschen, nennen wir sie Waffenlieferungsbefürworter, kalte Krieger, Freunde des Krieges oder einfach „Retter der freiheitlich-demokratischen Ukraine“, werden weiterhin an die Agenda glauben, an die sie glauben sollen. Da wird ein nächtliches Interview nicht den eigenen, in Kriegsstahl gegossenen Horizont verbiegen können.

Ich fände es eine gute Idee, wenn unsere von Politik und Medien überzeugten Waffenlieferungsunterstützer zusammen mit diesen von ihnen verlangten Waffen an die neue Ostfront entsendet würden. Auf diesem Wege könnten sie selbst mit Hand anlegen, wenn es blutig an das große Töten geht. Gott ist sicher mit auf ihrer Seite. Wie immer im Krieg. Auf jeder Seite.

Solch Menschen mit einem unerschütterlichen Glauben an das westliche Gute und das abgrundtief Böse, das aus dem Osten kommt, werden weiter aus vollem Herzen den Verkündungen abhängiger Wahrheitsmedien Glauben schenken. Diese Menschen werden auch morgen noch der Auffassung sein, dass der Russe zuerst Polen, dann das Baltikum und dann die ganze Welt angreifen und vernichten will. Mit wehenden Hakenkreuzfahnen in Berlin einmarschieren wird um wieder einmal Großmutter die Kartoffeln aus dem Keller zu rauben. Denn auf deutsche Bodenschätze wird er, der Russe, es wohl eher nicht abgesehen haben. Davon hat er selbst genug.

Obwohl. Das mit den Hakenkreuzfahnen habe ich jetzt verwechselt. Die wehen, so ich gesehen habe, eher auf der ukrainischen Seite. Stört jedoch den Wiederwachten Michel weniger. Es sind ja die "guten" Hakenkreuzfahnen ukrainischer Freunde. Der vermehrt mit deutschen Waffen gegen den Iwan sich erwehrenden. Für unsere Freiheit, Demokratie und westliche Werte. Natürlich.

Glaubt man Putins Antworten auf Tucker Carlsons Fragen, wäre er trotz Sprengung mehrerer Pipeline-Röhren, sollte er denn gefragt werden, wieder bereit, Gaslieferungen an Deutschland zuzustimmen. Eine Leitung wäre nach seiner Aussage noch intakt, eine andere könnte repariert werden.

Ich bin aber nur eine arme deutsche Wurst am ausländischen Fleischerhaken baumelnd. Ich habe rein gar nichts zu entscheiden. Daher beende ich meine Polemik und komme zu etwas ganz anderem:

In letzter Zeit, wenn ich mit einem nicht telefonierfähigen Smartphone per W-Land online gehe, dann werden mir vermehrt esoterisch bis apokalyptische Clips zur persönlichen Ansicht nahegelegt.

Irgendein fieser Algorithmus scheint es sich in den Kopf gesetzt zu haben, mir den seiner Meinung nach nahenden Weltuntergang bedrohlich unter die Nase zu reiben. Nun, die ersten Tage fand ich manch einen dieser Clips auf düstere Weise unterhaltsam. All die vielfältigen Möglichkeiten und Vorhersehungen, wie es uns schon bald von der Erde fegen wird. Morbide Visionen eines Nostradamus. Die kruden Prophezeiungen von Jakob Lorber. Baba Wanga oder Alois Irlmaier.

Eigentlich will man derartiges Ungemach gar nicht wissen. Eigentlich. Aber wie es dann eben so ist. Man klickt sich mehrere Nächte um seinen gesunden Schlaf und verbliebenen Restverstand.

Doch irgendwann wird es, wurde mir das alles zu langweilig. Denn sollte der große Weltuntergang vorhergesehen und prophezeit so vielen mir unbekannten Menschen der letzten paar tausend Jahre morgen an die Haustür klopfen, dann mache ich einfach nicht auf.

Ich werde zum Kühlschrank gehen und eine Flasche Bier entnehmen. Ich werde zur letzten Zigarette greifen, die seit langer Zeit gut verwahrt für solch einen Moment auf mich wartet. Dann gehe ich zum Fenster und werde sprachlos das mir gebotene Schauspiel betrachten. Mir das Bier und die Zigarette schmecken lassen und denken: Menschheit, du hast viel falsch gemacht.

Nun. Ich werde nichts gegen was auch immer tun können. Nichts gegen in der Ferne aufblitzende Atompilze und die kurz darauf entstehenden Stürme, die in Sekundenschnelle auf mich zukommen. Ich werde eine angekündigte „3-tägige Finsternis“ nicht im Keller bei geschlossenen Fenstern und Türen verbringen und mich nicht marodierenden, hungrigen Horden erwehren können, die mich wegen meiner letzten Dose Thunfisch und zwei Liter Mineralwasser ans Scheunentor nageln. Nichts werde ich tun. Es kommt, wie es kommt und gut ist.

Schön wäre jedoch – wenn es denn zum großen Knall kommen sollte – das kühle Bier und meine letzte Zigarette noch genießen zu können.

Die Möglichkeiten, dass sich die Menschheit selbst abschafft, sind vielfältig, bunt und divers. Vielleicht vorhergesehen, vielleicht gewollt, wer weiß es. Ich habe sogar in einem der an mich gerichteten Clips auf dem Smartphone erfahren, dass der derzeitige israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu die Wiederkehr des Messias erwarte. Und dass seine politischen Entscheidungen darauf ausgerichtet wären, diesen Zeitpunkt – ähm – schneller zu ermöglichen. Meine Güte, im Internet wird echt viel Blödsinn verbreitet.

Wenn ich schon mal bei Blödsinn bin. Es gibt welchen, den ich zu gerne bereit wäre zu glauben: Nachdem ich drei Tage und zwei Nächte über fast jede Form des kommenden Weltuntergangs informiert wurde, löschte ich einfach die temporären Dateien der letzten Woche, und schwupps war ich wieder in sichereren Gefilden. Nach schrecklichen drei Tagen voller Katastrophen und Untergänge kam ich per Zufall auf einen, ich sag mal, esoterischen Vortrag. Dieser wurde von einem jungen Mann mit langen, blonden Haaren, klarer Aussprache, gut gesprochenem Deutsch und fundiertem wissenschaftlichen Hintergrund gehalten. Offensichtlich ein Rechter.

Ich komme zum Punkt, die heutige Kolumne soll nicht ausufern. Dieser junge Mann erzählte mir vor lustigem Hintergrund etwas vom Multiversum. Bei diesem Thema schieden sich schon in der Antike die klugen Geister, die Möglichkeit von Parallelwelten, auch Paralleluniversen, also der Theorie unendlich vieler Erden, wird schon seit längerem diskutiert. Was jedoch der junge Mann mit den langen, blonden Haaren in den Diskurs miteinwarf, faszinierte mich.

Und jetzt wirklich sehr kurz zusammengefasst: Er war der Ansicht, dass die Zeit als qualitative Dimension in der quantitativen Dimension, in dem von uns erfahrenen Raum eine Art Transporter spiele. Und dass die Menschen unserer Zeit sich für das Verweilen auf dieser verrückten Erde oder zum Übergang auf eine andere Erde in einem durch Zeit getrennten Paralleluniversum entscheiden könnten.

Ich weiß. Hört sich völlig irre an. Hört sich für mich aber viel besser an, als drei Tage in Finsternis im dunklen, kalten Keller ausharren zu müssen, weil Idioten die roten Knöpfe gedrückt haben. Besser, als unter einer kommenden CDU-SPD-Grünen Regierung zu leben. Mitansehen zu müssen, was gewählte Volksvertreter anrichten werden. In dieser Zeit. In diesem Universum. Auf dieser Erde.

Da mache ich doch lieber rüber. Auf eine Erde ohne Schwarz-Rot-Grün. Ohne Krieg ist Frieden. Hass ist Liebe. Ihr werdet nichts besitzen, aber glücklich sein.

Auf dieser Erde, in diesem Universum zu dieser Zeit wird es keinen Fluchtort mehr geben. Kein Land dieser Erde wird verschont. Kein Mensch wird in Freiheit seinen Frieden finden dürfen. Selbst eine Handvoll Menschen nur, die sich zusammentun, um alte deutsche Bräuche und Sitten erhalten zu können, die aus solchen Gründen einen Hof auf dem Land kaufen, die zu wenigen nur versuchen, fernab der bunten Städte zu leben, wird dies nicht zugestanden, nicht erlaubt werden.

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Zuerst (gekürzt!) veröffentlicht am 09.02.2024 bei ALEXANDER WALLASCH

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